„Miro geht nicht zu denen“

Vor dem heutigen Duell in der Fußball-Bundesliga zwischen dem SV Werder und dem FC Bayern München spricht Bremens Manager Klaus Allofs über die Besonderheiten eines Nord-Süd-Konflikts

INTERVIEW FRANK HELLMANN

taz: Herr Allofs, Werder Bremen scheint sich in dieser Saison zumindest sportlich auf einer Ebene mit den Bayern zu bewegen. Sehen Sie das auch so?

Klaus Allofs: Es ist unverkennbar, dass sich unsere Mannschaft in den vergangenen Jahren immens weiterentwickelt hat. Wir haben es auf sportlichem Sektor geschafft, den Abstand erheblich zu verkürzen. Wirtschaftlich haben die Bayern einen Riesenvorsprung. Den aufzuholen, wird schwierig. Aber wir fühlen uns nicht als der kleine Klub, der heute ehrfürchtig gegen die großen Bayern antritt. Unsere Mannschaft hat einen hohen Qualitätsstandard. Wir haben immerhin fünf aktuelle Nationalspieler im Team.

Woran machen Sie Werders Entwicklung fest?

Wir haben vor vier, fünf Jahren mal mit der Geschäftsführung und einer Beratungsgesellschaft zusammengesessen, wo wir für uns realistische Ziele festgelegt haben. Es ist dann sehr schnell gegangen; das Double 2004 war natürlich der Knalleffekt, auch weil es so überraschend war. Der Verein ist absolut gesund, hat einen Boom in der Zahl der Mitglieder erlebt und ist in der Stadt total verankert. Die Infrastruktur entwickelt sich, das Stadion soll ausgebaut werden. Natürlich ist der sportliche Erfolg der Mannschaft nach außen der entscheidende Gradmesser. Wichtig ist auch für uns, dauerhaft in der Champions League vertreten zu sein, um die Marke Werder weiter zu stärken.

In den beiden vergangenen Jahr hat Werder Bremen den attraktiveren Fußball gespielt, aber der FC Bayern die Meisterschaft gewonnen.

Es stimmt, der Schönheitspreis ist eher uns verliehen worden. Für ein Jahr würde ich es jetzt gerne in Kauf nehmen, nicht ganz so schön zu spielen, dafür aber einen Titel zu gewinnen.

Das könnte Bremen vor allem wegen seiner kreativen Transferpolitik schaffen: Der FC Bayern kauft einen Daniel van Buyten für zehn Millionen, während Sie einen Naldo für einen Viertel des Betrages in Brasilien entdecken. Haben Sie ein besonders gutes Näschen?

Die Situation bei den Bayern ist eine andere: Sie suchen gute Spieler – und Spieler mit einem gewissen Namen. Wir hätten uns einen van Buyten nicht leisten können. Also müssen wir andere Dinge machen, etwa einen Nachwuchsspieler aus Brasilien holen, mit dem man Geduld haben muss. Ich spüre aber auch, dass das Umfeld in Bremen zunehmend ungeduldiger geworden ist, was daran abzulesen ist, wie schnell sich die Bewertungen bei Diego verändert haben. Erst war er der Weltstar, dann Symbolfigur unserer Krise.

Pünktlich zum heutigen Gipfeltreffen erneuert der FC Bayern sein Interesse an Miroslav Klose. Sind Sie darüber verärgert?

Das ist doch eine aufgewärmte Geschichte. Das sind Dinge, die uns nicht aus der Bahn werfen. Wir sind mit Miro im ständigen Austausch. Die weitere Vorgehensweise ist klar besprochen – mit allen Seiten, dem Spieler, dem Berater und dem Verein.

Wie lautet die?

Er hat stets erklärt, dass er sich mit einem Wechsel ins Ausland anfreunden könnte. Das muss aber nicht nach dieser Saison sein, sondern auch ein oder zwei Jahre später. Er weiß von uns, dass wir ein großes Interesse haben, über die Verlängerung seines Vertrages zu reden. Wir haben ihn während der WM für unverkäuflich erklärt, was Miro akzeptiert hat, zumal er hier überglücklich ist. Wir sind uns aber auch einig, dass wir sofort aufeinander zugehen, falls etwa der Spieler den Wunsch äußert, nach einem lukrativen Anbebot den Klub zu verlassen. Ich will sagen: Wir werden fair miteinander umgehen.

Ihr Vorstoß wird sein, den Vertrag bereits in der Winterpause zu verlängern. Gibt es also schon ein konkretes Angebot für Klose? Die Rede ist ja von 4,5 Millionen Euro Gehalt.

Es gibt von uns noch kein Angebot. Was da spekuliert wird, ist Unsinn.

Schließen Sie aus, dass Klose zum FC Bayern wechselt?

Ich glaube, die Bayern sind kein Thema. Wenn bei Miro ein Wechsel ansteht, wird es das Ausland sein.

Warum bleiben eigentlich im Vorfeld des Spiels die verbalen Scharmützel zwischen Werder und Bayern aus?

Die Bayern haben uns schon häufiger im Vorfeld gekitzelt, das war selten von Erfolg gekrönt. Also lassen sie es lieber (lacht). Im Ernst: Man schätzt sich mittlerweile gegenseitig und erkennt die Arbeit des anderen an. Es gibt keine grundsätzlichen Probleme, deshalb ist zum Leidwesen vieler Medien so, dass es zwischen uns nicht raucht und kracht.